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Zwei jüdische Schicksale: Auf «Schindlers Liste» und im Wien der Nationalsozialisten

Ada Rawicz und Luzi Heilmann überlebten den Holocaust. Ihre Erinnerungen gilt es als Mahnung an die Nachgeborenen weiterzugeben.

Frau Dr. Luzi Heilmann wurde 1931 als Kind jüdischer Eltern in Wien geboren. Ihre ersten Lebensjahre verbrachte sie unbeschwert in der Obhut ihrer Eltern. Mit dem Einmarsch der Deutschen in Österreich 1938 änderte sich ihr Leben abrupt. Zusammen mit ihrer Mutter musste sie untertauchen in einem jener seltenen Unterschlupfe bei einem Nichtjuden im vierten Stock eines Wiener Handwerksbetriebes. In diesem Versteck verbrachte sie fünf Jahre ihrer Kindheit, d.h. kein Herumtollen, kein Ballspielen, kein Blick aus dem Fenster. Jedes Auto im Hof, jeder Schritt im Treppenhaus, jedes Klingeln an der Tür konnte für sie die Entdeckung und den Abtransport ins KZ bedeuten. Auf diese Weise überlebte sie wie nur rund 60 andere Juden Nationalsozialismus und Krieg mitten in Wien. Nach dem Krieg holte Frau Heilmann die Schule nach und studierte Medizin. Viele Jahre war sie Schulärztin in Wien. Seit ihrer Pensionierung berichtet sie, u.a. in Schulen, über die Jahre ihrer verlorenen Kindheit.

Frau Ada Rawicz kam 1925 in Warschau zur Welt. Erste Judenverfolgungen der Nationalsozialisten 1939 veranlassten ihre Familie, sich ausserhalb der Stadt in Richtung Karpaten in Sicherheit zu bringen. Als die Nationalsozialisten in der Nähe von Zakopane, in den Wäldern von Rapka, eine SS-Ausbildungsschule einrichteten, wurde Ada Rawicz gezwungen, als Putzfrau dort zu arbeiten und die Greueltaten der Offiziere mitzuerleben. Ihr Leben bereits aufgegeben, gelang ihr mit Hilfe mutiger Menschen die Flucht. Dies bedeutete für die 15jährige Wintertage im Freien, ohne entsprechende Kleidung und Nahrung, Einsamkeit, Verzweiflung und Todesangst. Sie entschloss sich, freiwillig ins Ghetto von Krakau zu gehen. Dort arbeitete sie in der Fabrik von Oskar Schindler und war eine derjenigen Juden, denen «Schindlers Liste» das Leben rettete. Dabei gehörte sie zu jenen bereits nach Auschwitz deportierten Frauen, die Oskar Schindler noch im letzten Moment aus dem Lager retten konnte. Bis Kriegsende arbeitete sie in Schindlers Fabrik in Mähren. Heute lebt Frau Rawicz in Wien.